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2022 | Buch

Arbeit – Job – Beruf

Interdisziplinäre Perspektiven

herausgegeben von: Prof. Dr. Michael Dick, Prof. Dr. Stephan Freund, Prof. Dr. Heike Ohlbrecht, Prof. Dr. Thorsten Unger

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : Magdeburger Forschungen zu Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Der Sammelband nimmt aus sozial-, bildungs-, geschichts- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven aktuelle Facetten des Arbeits- und Erwerbslebens in den Blick und beleuchtet zudem wichtige Entwicklungsstationen einer (Kultur-) Geschichte der Arbeit. Die aus dem gegenwärtigen tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt im Zeichen von Digitalisierung und Globalisierung resultierenden Änderungen betreffen alle Sektoren: Produktion, Handel, Dienstleistungen, auch die Kulturwirtschaft. Art, Struktur und Organisation der Arbeit selbst ändern sich, zudem aber auch Lebensweisen, das Verhältnis von Arbeits- und Privatleben, räumliche und zeitliche Arrangements des tätigen Lebens, Kommunikationsgepflogenheiten, Sozialstrukturen, Werthaltungen zu Erwerbsarbeit und Nicht-Arbeit und deren kulturelle Reflexion. Vergleichbare Transformationen gab es bereits in den drei vorangegangenen „industriellen Revolutionen“. Daher stellt sich die Frage: Wie können wir uns auf derartige Prozesse vorbereiten oder sie wenigstens reflektieren und zu verstehen versuchen?

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Arbeit, Job, Beruf – Zur Einführung
Zusammenfassung
Der derzeitige tiefgreifende Wandel der Arbeitswelt geht auch mit einem Sprachwandel einher. Die vorliegende Einführung in den Band ArbeitJobBeruf belegt dies anhand von historischen Wörterbuchstudien zu den im Titel genannten Begriffen, deren Bedeutungen sich verschieben. Besonders signifikant ist dafür die Konjunktur des im 20. Jahrhundert noch pejorativ verwendeten Fremdworts ‚Job‘, das heute in diversen Komposita das ganze Bedeutungsspektrum auch von ‚Arbeit‘ und ‚Beruf‘ mit übernehmen kann und längst auch in der Behördensprache verwendet wird.
Michael Dick, Stephan Freund, Heike Ohlbrecht, Thorsten Unger

Geschichte der Arbeit und historische Diskurse

Frontmatter
Mühsal als aller Tugend Anfang?
labor/‚Arbeit‘ in der Vormoderne
Zusammenfassung
Das Verständnis von ‚Arbeit‘ im Früh- und Hochmittelalter (500-1250) ist vor allem durch theologische Vorstellungen geprägt, wonach es eine Pflicht zur Arbeit gebe. Die konkreten Erfahrungen der Arbeitswelt sind hingegen nicht Gegenstand der zeitgenössischen Quellen. Nur am Rande sind schriftlichen, bildlichen und archäologischen Zeugnissen Erkenntnisse über das Arbeiten zur Zeit der Bedarfswirtschaft ablesen: Zunächst handelte es sich überwiegend um Gemeinschaftsarbeit, die der Existenzsicherung diente und in Art und Umfang durch den Rhythmus der Jahreszeiten und kirchlichen Feiertage bestimmt wurde. Seit dem 11. Jahrhundert setzte eine zunehmende Ausdifferenzierung der Gesellschaft ein. Es kam zur Erzielung von Überschüssen und zugleich wurden die einzelnen Tätigkeiten immer stärker arbeitsteilig organisiert. Am Beispiel der Geschichte Magdeburgs werden einige dieser Veränderungen abschließend aufgezeigt.
Stephan Freund
Zwischen Mühe und Verwirklichung
Zum Wandel der Arbeit und des Arbeitsbegriffs vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Zusammenfassung
Was als Arbeit galt, wie Arbeit organisiert, wie Arbeitskräfte rekrutiert wurden, welchen Status sie hatten und wie Arbeitsverhältnisse gesellschaftlich reguliert wurden, erlebte vielfachen Wandel. Gleichwohl beeindruckt jeder Moment in der langen Geschichte durch die gleichzeitige Existenz und die Kombination unterschiedlicher Arbeitsverhältnisse – in ein- und derselben Region, aber auch im regionalen Vergleich und im Zusammenspiel der Regionen in einer überregionalen Arbeitsteilung. Ein Überblick erfordert daher eine strukturierte Darstellung, die Vielfalt und ihre Kombinationen aufzeigt, in ein zeitliches Ablaufmodell einordnet und in Bezug mit den unterschiedlichen Rollen, Interessen, Nutzen bzw. Erträgen der am Arbeitsprozess Beteiligen setzt.
Andrea Komlosy
Zur nationalen Semantisierung des Arbeitsbegriffs in literarischen Selbst- und Fremdbildern
Zusammenfassung
Zum Set der Stereotypen zählen Einschätzungen, die unterschiedliche Haltungen zur Arbeit national zuordnen. Offenbar zirkulieren recht langlebige Vorstellungen darüber, in welchen Ländern man auf ausgesprochene Arbeitsmentalitäten trifft, wo also gern, fröhlich, intensiv und effizient gearbeitet wird und wo hingegen mit Faulheit, Missmut und Schludrigkeit zu rechnen sei. Der Beitrag analysiert thematisch einschlägige Textauszüge vom 18. bis zum 20. Jahrhundert von Ch. de Montesquieu, F. Schiller, F. Schlegel, W. H. Riehl, G. Freytag, B. H. Bürgel und H. Böll. Es zeigt sich, dass Arbeitssemantik besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am nation building beteiligt ist und zur Konstitution nationaler Identität nach innen genutzt wird; aber noch Bölls kritische Einlassungen bestätigen zunächst noch einmal die Geltung nationaler Stereotypen im Feld der Arbeit.
Thorsten Unger

Gegenwärtige Entwicklungen

Frontmatter
Die ökonomische Sicht auf die Arbeit
Zusammenfassung
Die ökonomische Sicht auf die Arbeit ist durch zwei zentrale Aspekte geprägt. Zum einen die Tatsache, dass moderne Gesellschaften auf der Grundlage einer sehr weit gehenden Arbeitsteilung basieren, und zum andern die Erkenntnisse, die die Grenzproduktivitätstheorie erlaubt. Das Prinzip der Arbeitsteilung macht es erforderlich, dass die Mitglieder einer Gesellschaft einen impliziten Vertrag schließen, der jedes einzelne Mitglied dazu verpflichtet, im Rahmen seiner oder ihrer Möglichkeiten Arbeitsleid zu tragen. Die Grenzproduktivitätstheorie erlaubt es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie Arbeitsleistungen entlohnt werden und wie es gelingt, durch dezentrale Entscheidungen Arbeit dorthin zu lenken, wo sie ihr höchstes Wertgrenzprodukt erzielt. Empirisch lässt sich nachweisen, dass Arbeit zwar tatsächlich Arbeitsleid erzeugt, gleichzeitig aber auch eine wichtige Determinante der individuellen Lebenszufriedenheit ist.
Joachim Weimann
Berufliche Identifikation und biopolitische Anforderungen in der Erwerbsarbeitslosigkeit
Anna Weidenholzers Roman Der Winter tut den Fischen gut
Zusammenfassung
Das Sozialsystem Deutschlands wurde Anfang des 21. Jahrhunderts mit den vier „Hartz-Gesetzen“ (2002/2003) und der „Agenda 2010“ (2003/2005) grundlegend reformiert. Spätestens mit dieser arbeitsmarktpolitischen Umorientierung stellt die Gesellschaft in neoliberalem Geist die Eigenverantwortung von Erwerbsarbeitslosen heraus. Neuere Arbeitslosenromane führen vor, welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf betroffene erwerbsarbeitslose Menschen haben können. Dies zeigt der vorliegende Beitrag am Beispiel der Protagonistin Maria aus Weidenholzers Roman Der Winter tut den Fischen gut (2012).
Lydia Mühlbach
Kreativität, Hard Skills und Soft Skills in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Rainer Merkels Das Jahr der Wunder
Zusammenfassung
In geradezu verblüffender Vollständigkeit lassen sich in Rainer Merkels Roman Das Jahr der Wunder (2001) diejenigen Anforderungen an die Qualifikation von Arbeitenden nachweisen, die sich durch die Entwicklungen der New Economy und den damit einhergehenden Entgrenzungen von Arbeit ergeben haben. Bereits 1998 bemerkt Günter G. Voß in einem Beitrag zum Wandel von Arbeit und Arbeitswelten, in dem er auf die Frage der beruflichen Eignung von Arbeitnehmern eingeht, Folgendes.
Iuditha Balint
Subjektivierung im Kontext von Arbeit, Job und Beruf am Beispiel der beruflichen Entwicklung von StudienaussteigerInnen
Zusammenfassung
In einer von Diskontinuitäten, Flexibilisierung und Entgrenzung geprägten Arbeitswelt steigen die Anforderungen an individuelle berufliche Anpassungs- und Entwicklungsleistungen. Der Beitrag greift am Beispiel der beruflichen Entwicklung von StudienaussteigerInnen die Frage nach Beruf, Beruflichkeit und Berufsbewusstsein sowie der Rolle von (vermeintlichen) Diskontinuitäten im Lebenslauf auf. Es wird deutlich, dass es aufgrund von subjektiven Leistungen möglich ist, Brüche innerhalb der beruflichen Entwicklung als integrale Bestandteile von Bildungsverläufen anzuerkennen und Beruflichkeit bzw. berufliche Identität zu entwickeln. .
Dana Bergmann
Biographische Kompetenz – zum biographischen Umgang mit beruflichen Diskontinuitäten
Zusammenfassung
Das Zitat macht es deutlich: Erwerbstätigkeit bestimmt maßgeblich unsere Gesellschaft. Sie ist nicht nur wesentlicher Bestandteil der staatlichen Sicherungssysteme, sondern sie beeinflusst auch Vergesellschaftungsprozesse wie die soziale Teilhabe und Identitätsbildung der in ihr lebenden Individuen. Die Biographie des Einzelnen orientiert sich an und um Erwerbstätigkeit.
Ulrike Frosch
Authentizität und Organisation: Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentwicklung in der Arbeit
Zusammenfassung
Authentizität wird in der Arbeitsforschung bislang zurückhaltend thematisiert. Der Beitrag fragt entlang theoretischer und empirischer Spuren, welche Bedeutung Authentizität für die Arbeitswelt und Organisationen heute hat, unter welchen Bedingungen authentisches Erleben und Handeln möglich ist, und inwiefern Authentizität Persönlichkeitsentwicklung im Arbeitsleben ermöglicht. Im Ergebnis erscheint Authentizität in einem differenzierteren Sinne als Bedingung für Bildungsprozesse in der Arbeit.
Michael Dick

Gegenwartskritik und Zukunftsimpulse

Frontmatter
Kinderarbeit und neoimperiale Lebensweise im Zeitalter der Globalisierung
Miki Mistratis The Dark Side of Chocolate
Zusammenfassung
Miki Mistratis Dokumentation The Dark Side of Chocolate wendet sich einem Bereich von Kinderarbeit zu, der mit Kinderverschleppung, Kinderhandel und Kinderversklavung einhergeht. Der Regisseur gibt denen, die sich selbst nicht oder nur schwer zur Wehr setzen können, im Sinne einer für den Dokumentarfilm durchaus genretypischen I speak about them to you-Rhetorik eine Stimme. Mistratis Film, dies zeigt der vorliegende Beitrag, dient der Aufklärung und Politisierung seines Publikums. Im Zuge dessen entwirft er eine weltweite Konnektivität zwischen einem ‚Hier‘ und einem nicht mehr unbestimmten, sondern nunmehr sehr konkreten ‚Anderswo‘. Ferner propagiert er Kinderschutz vor Kinderarbeit als globale Aufgabe aller Kulturen und weltweites Programm.
Claudia Lillge
Die Nachhaltigkeit digitalisierter Arbeitswelten – zwischen Mythen und Herausforderungen
Zusammenfassung
Mit dem Begriff 'Nachhaltige Arbeit' ist ein auch international geführter Diskurs verbunden, der ein Teilbereich der breiteren ökologischen Debatte ist. In Bezug auf menschliche Arbeit geht es  insbesondere mit Blick auf den Globalen Süden um Lieferketten, menschenwürdige Arbeit und den Erhalt zukunftsfähiger Erwerbsmöglichkeiten. In Deutschland wird dem Thema Nachhaltigkeit ebenfalls große Aufmerksamkeit gewidmet, zum Teil verbunden mit der Hoffnung auf Lösungen durch die Digitalisierung der Wirtschaft: Blockchains für die Lieferketten, effizientere Ressourceneinsatz oder weniger belastende Arbeitsformen stehen dafür und werden zum Teil euphorisch präsentiert. Der Beitrag schaut genauer hin und geht zunächst in historischer Perspektive der Entwicklung des Nachhaltigkeitsbegriffs nach. Dessen inhaltliche Qualität wird in einem weiteren Schritt entlang der Schlagworte der globalen, zum Teil unter dem Dach der Vereinten Nationen geführten Debatte reflektiert und auf die Erwerbssphäre bezogen bestimmt. Im Lichte des Topos 'Nachhaltige Arbeit' werden sodann die Nachhaltigkeitseffekte der Digitalisierungsstrategien von Wirtschaft und Politik hinterfragt, um dem Mythos der Digitalisierung als Motor der Nachhaltigkeit nachzugehen. Der Beitrag schließt mit einer Bilanz der Entwicklungen und wirft die Frage nach der Gestalt einer nachhaltigen Digitalisierung auf.
Ingo Matuschek
Welche Arbeit braucht der Mensch?
Trotz oder durch Arbeit gesund? Zur Bestimmung einer Wechselbeziehung
Zusammenfassung
Arbeit und Gesundheit standen schon immer in einer Wechselbeziehung. Historisch betrachtet dominierte die Vorstellung von Arbeit als Mühsal. Das trifft insbesondere für die breite Masse der Bevölkerung zu.
Heike Ohlbrecht
Metadaten
Titel
Arbeit – Job – Beruf
herausgegeben von
Prof. Dr. Michael Dick
Prof. Dr. Stephan Freund
Prof. Dr. Heike Ohlbrecht
Prof. Dr. Thorsten Unger
Copyright-Jahr
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36320-8
Print ISBN
978-3-658-36319-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36320-8

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